Thursday 22. August 2013

Kombi Power System: Mit Klaus Röhrmoser im Gespräch

Klaus Röhrmoser, Prokurist bei Gammel Engineering und Geschäftsführer von der ReGaWatt GmbH, einem Mitglied der Unternehmensgruppe Gammel, war an der Entwicklung des Biomasse Kombi Power Systems federführend beteiligt. Warum die Firma ReGaWatt überhaupt eine neue Generation von Energie-Anlagen entwickelt hat und was der Vorteil von Kombi Power Systemen mit Biomasse-Gegenstromvergaser in Modulbauweise sind, erklärt er hier im Energieblog.

Was war die Motivation, ein Kombi Power System wie bei Arcobräu Gräfliches Brauhaus GmbH & Co.KG zu entwickeln?

Wir wollten Erstens eine ausgeprägte Steigerung des elektrischen Wirkungsgrades von Bio-Energieanlagen erreichen: Die bisherigen Technologien mit ORC- oder Dampfturbinen erreichen bei vollständiger Wärmenutzung nur circa 15 - 18 Prozent. Das war mir zu wenig.

Zudem ist der Eigenstrombedarf dieser Anlagen relativ hoch: Mit unserem Holzenergie Kombi Power System erwarten wir eine Verdopplung des elektrischen Nettowirkungsgrades.

Das zweite Ziel war eine bessere Flexibilität bei der Wärmeauskopplung: Die bisherigen Technologien mit ORC- oder Dampfturbinen ermöglichen bei vollständiger Wärmenutzung nur ein Temperaturniveau von üblicherweise 90°C, also Warmwasser. Für die industriellen Prozesse unserer Kunden wird aber vielfach Prozessdampf bis 200°C oder Thermoöl sowie Heißluft bis 500°C benötigt. Das geht effizient nur mit unseren Gasturbinen.

Das Kombi Power System bei Arcobräu Gräfliches Brauhaus GmbH & Co.KG ist ein Prototyp – wie konnten Sie die Geschäftsführung überzeugen?

Die oben genannten zwei Hauptvorteile waren sofort für den Grafen Riprand von und zu Arco Zinneberg nachvollziehbar und ausschlaggebend. Zudem fehlte bei den herkömmlichen Technologien der Reiz des Neuen: Schließlich ist der Graf selbst innovativer Bauträger in den USA und die Brauerei sahnt reihenweise internationale Preise ab.

Zusätzlich ermöglicht das Kombi Power System die volle Stromerzeugung auch bei reduziertem Wärmebedarf: Bis zu 50 Prozent der Turbinenabwärme können in der Brennkammer wiederverwertet („rezirkuliert“) werden und somit Brennstoff gespart werden.

Wie schaffen Sie es, dass die Energieeffizienz und die Emissionswerte so viel besser sind als bei herkömmlichen Holzenergieanlagen?

Die Effizienz erreichen wir durch doppelte Stromerzeugung: Die Luft nach der Gasturbine hat eine so hohe Temperatur, dass damit Hochdruckdampf mit über 20 Bar erzeugt und über eine kleine Dampfturbine nochmals Strom produziert werden kann. In großen Kraftwerken nennt man dies den kombinierten GuD-Prozess (Gas- und Dampf). Bisher war das allerdings im kleinen Leistungsbereich, insbesondere mit Biomasse nicht möglich. Das Kombi Power System führt so zu einem Paradigmenwechsel bei Holzenergieanlagen.

Die Emissionswerte erreichen wir durch die Trennung der Verbrennungsstufen: Die Trocknung und Pyrolyse („das Ausgasen des Brennstoffs“) findet mit sehr wenig Luft im Vergaser statt. Dabei dient die Schüttung selbst noch als Filter, so dass das Gas sehr wenig Staub mitreißt.

Die Brennkammer wird großzügig gebaut mit gestufter Luftführung, hoher Verweilzeit und wird immer heiß betrieben. Die Wärme wird erst nach der Brennkammer entzogen. Das ergibt den besten Ausbrand der Pyrolysegase.

Im Ergebnis haben wir extrem niedrigen Staubgehalt im Rauchgas, so benötigen wir weder Kesselreinigung noch Filtertechnik.

Welche Vision haben Sie für das Kombi Power System?

Die Flexibilisierung des Baukastensystems in die Praxis umzusetzen: Da haben wir noch viel vor. Vorgefertigte Module ermöglichen Kosteneinsparung auf der einen und Verkürzung der Bauzeit auf der anderen Seite. Zudem fördert es die Erhöhung der Qualitätssicherung durch weniger Baustellenarbeit. Darüber hinaus ist es die Voraussetzung für Internationalisierung unserer Produkte.

Wie sehen Sie die Zukunft der Energie?

Bunt: Im Kleinen der weitere Ausbau all der dezentralen Energiesysteme wie Sonne, Wind und Biomasse, sowie die gekoppelte Strom- und Wärmeerzeugung mit Blockheizkraftwerken und kleinen Brennstoffzellen.

Gleichzeitig im Großen die weitere Vernetzung Europas mit Nordafrika und Nahost: Nur so können temporäre Überschüsse effizient gespeichert und ausgeglichen werden. Zum Beispiel gibt es in Norwegen und Island immense Überschüsse an Wasserkraft und die Solarpotentiale Südeuropas und Nordafrikas sind evident.

Auf dem Brennstoff- und Treibstoffsektor wird es mindestens so bunt: Zu den bekannten Energieträgern prognostiziere ich den stufenweisen Einstieg in die Methanolwirtschaft (http://de.wikipedia.org/wiki/Methanolwirtschaft): Dieses kann wie solarer Wasserstoff aus Strom mit etwas CO2 oder Biomasse effizient erzeugt werden und ist flüssig – also pump- und tankbar wie Benzin.

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